Der große Pfarrhof im Wandel der Zeit

von Veronika Steinhauser

Kaum noch bekannt, aber zum „Pfarrhof“ gehörte einst ein großer landwirtschaftlicher Betrieb. Mit einer neuen Ausstellung im Museum, die am Sonntag eröffnet worden ist, wird anhand von Bildern, Dokumenten und Erläuterungen die Geschichte des etwa 800 Jahre lang bestandenen „Pfarrhofs“ dargestellt. Mit Unterstützung des katholischen Pfarramts haben Museumsleiter Bernhard Zirngibl, Heimatforscher Hans Seidl und Chronist Ernst Gruß diese Schau zusammengestellt.

Der letzte Verwalter des „Pfarrhofs“ war der 2021 verstorbene Anton Brandl. Bis Ende der vierziger Jahre war der jeweilige Pfarrer, zuletzt der Geistliche Simon Huber, für die große Ökonomie verantwortlich. Anschließend verwaltete und bewirtschaftete das Kloster Seligenthal die Äcker und Wiesen. Über Jahrhunderte hinweg hatte der „Pfarrhof“ die Besoldung des örtlichen Pfarrers und des nachgeordneten Personals sicherzustellen. 

Wegen des Neubaues des jetzt genutzten, aber auch schon wieder in die Jahre gekommenen Pfarrgebäudes wurde 1963 der gesamte Pfarrhof, also der landwirtschaftliche Vierseit-Hof mit dem 1694/95 errichteten Wohn- und Pfarramtsgebäude verkauft. Erwerberin war die damalige Ziegelei Wadenspanner. Auch die Gemeinde war an dieser Hofstelle interessiert, hatte aber dafür kein Geld. Vor etwa 25 Jahren, als die Ziegelei-Besitzerin verstarb, ging das gesamte Areal an eine Erbengemeinschaft, später an neue Eigentümer.

Die Ortschaft Altdorf gehörte, nach der Synode 799 in Reisbach, zur Urpfarrei Eugenbach. Erst um 1365 wurde der Pfarrsitz nach Altdorf verlegt, weil die Wallfahrt zur Frauenkirche einen großen Aufschwung nahm. Zuvor entstand, wie Ernst Gruß schildert, um etwa 1200 der „Pfarrhof“ aus damals zwei kleineren Hofstellen. Hier kann man nach Überzeugung des Heimatbuch-Autors ein Zusammenhang mit der Aufgabe der auf dem Oswald-Hügel thronenden Burg durch die Altdorfer Adeligen hergestellt werden.

Laut des Heimatforschers Hans Seidl weist der Ur-Kataster von 1845 für den „Pfarrhof“ an die 90 Tagwerk Äcker und Wiesen aus. Davon befanden sich einige Flächen in der Landshuter Flur. Altdorf mit der über Jahrhunderte dominanten Pfarrkirche „Mariä Heimsuchung“ gewann immer mehr an Bedeutung. Das hat Kirchenpfleger Georg Huber aufgelistet, weil vor gut hundert Jahren die Filialen Furth, Eugenbach, Münchnerau, Arth und Pfettrach sowie Gebietsteile von St.-Wolfgang in Landshut abgetrennt worden sind. Die landwirtschaftlich genutzten Flurstücke verblieben weitestgehend bei der Altdorfer Pfarrei.

Die Ausstellung enthält auch eine Auflistung über die Geistlichen, den Grundbesitz, besondere Strukturen und die Dienstbotenverhältnisse. Die Pfarrei Altdorf hat seit Kriegsende viele Wohnbauten, auch in Landshut, ermöglicht. Auch sonst wurde Grund bereitgestellt, so wie für den Sportplatzgelände bei Altdorf-Süd, für den Friedhof, für den St.-Josef-Kindergarten und das Johannesstift sowie für die heftig umstritten gewesene Nordumgehung.

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